nahe Begegnung in "down under"
Seglerparadies Opua Fähre
Bay of Islands Traditionssegler

New Zealand

Kurs Neuseeland

28-11-2008

Vor den letzten 1100 Nm von Tonga nach Neuseeland haben alle Cruiser großen Respekt. Zum einen soll man Tonga nicht zu spät verlassen, um nicht in die Cyclone-Saison zu geraten, zum anderen aber auch nicht zu früh, damit man nicht von einem verspäteten Wintersturm aus Südwest erwischt wird. Klar, dass sich die Gespräche während der „Happy Hour“ bei „Big Mama“ überwiegend um dieses Thema drehen und den richtigen Zeitpunkt für den Start. Fatal ist dabei, dass die amerikanischen Cruiser alle potentiellen Gefahren herauf beschwören, während dann die ebenso starke deutsche Liga ängstlich diskutiert, wie sie diese umgehen oder vermeiden könnte. Viele vertrauten auf einen der Wettergurus, die sogar individuelle Routenplanung anbieten, gegen Bezahlung oder auch nur für den guten Ruf. Eine echte Hilfe waren sie diesmal wohl kaum. Mit der Zeit bildete sich ein Gruppenkonsens, dem die Mehrzahl der Segler folgte. Fast 30 Boote verließen am gleichen Tag den Ankerplatz. Die meisten liefen unter Motor bis ins Minerva Reef (ein überspültes Atoll ähnlich dem Beveridge Reef). Dort ankerten sie dann mehrere Tage mangels Wind, um bei der Weiterfahrt von einer heftigen Front mit Böen bis zu 50kn gebeutelt zu werden, bevor sie Neuseeland erreichten.

Wir verlassen Tonga etwa eine Woche später. Über Funk halten wir zweimal täglich Kontakt zur Yacht „Latina“, die zur gleichen Zeit gestartet ist. Einfach zur gegenseitigen Sicherheit, man weiß ja nie. Unsere Fahrt verläuft weit weniger dramatisch als bei der Gruppe vor uns. Die Kaltfront trifft auch uns, aber bereits deutlich abgeschwächt. Zum Schluss müssen wir 30 Stunden gegenan kreuzen. Außer zwei verlorenen Segellatten sind keine weiteren Schäden zu verzeichnen. Allerdings sind wir es nicht mehr gewohnt die Nachtwachen mit langer Hose, Socken und Pudelmütze oder gar mit vollem Regenzeug und in Stiefeln zu verbringen. Je näher wir unserem Ziel kommen umso kälter werden Wasser und Luft. Und es regnet in Strömen.
Nach siebeneinhalb Tagen laufen wir morgens in die Bay of Islands ein. Ein bewegender Moment. Davon hat Ute viele Jahre geträumt. Das Wasser in ihren Augen stammt nicht vom Regenguss, der uns hier begrüßt. Auch die Besatzung vom Zollboot „Hawk“ begrüßt uns freundlich, nachdem sie eine Weile hinter uns her gefahren ist und wir per Funk eine Latte von Fragen zur Identität, Herkunft und ob wir uns ordnungsgemäß und rechtzeitig angemeldet haben, offenbar zur Zufriedenheit beantworten.

Wir legen am Quarantänedock an. Die „Hawk“ hat uns bereits angekündigt, deshalb brauchen wir nicht lange auf die Dame vom Zoll und ihren Kollegen vom MAF (Ministerium für Land- u. Forstwirtschaft) zu warten. Als ihr Dinghi anlegt, füttert Ute gerade ein Entenpaar. Noch vor der Begrüßung kommt die Frage: „What do you feed them? Popcorn?“ Gott sei Dank sind es nur Kekse, was den MAF-Beamten davon abhält Ute möglicherweise einzulochen. Man mag offenbar keinen Gen-Mais im Land. Alles was keimen und hier gedeihen könnte wird konfisziert. Linsen, rote Pfefferkörner, etc., sämtliches frisches Obst und Gemüse, Honig, sowie alle tierischen Produkte wandern in einen großen schwarzen Müllsack. „Do you have FLEISCH?“ bemüht sich der Herr vom MAF seine Deutschkenntnisse zu demonstrieren. „No FLEISCH?“ Er ist ganz erstaunt, dass wir nicht einmal mehr eine Büchse Corned Beef an Bord haben. Insgesamt verläuft die Kontrolle sehr strikt, jedoch zuvorkommend und freundlich. Glücklicherweise bleibt uns „Milla“ der Drogenhund erspart, der gelegentlich auch zum Einsatz kommt. Nach etwa einer halben Stunde dürfen wir die gelbe Q-Flagge wieder herunter nehmen und sind somit endlich da. sextant