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Pazifik

Pazifik

22-06-2008

Seefahrer sind bekanntlich nicht abergläubisch. Deswegen laufen wir am Freitag den 13ten aus. Dann kann nichts schief gehen!
Innerhalb der letzten drei Wochen haben Grünalgen einen dicken Belag oberhalb der Wasserlinie gebildet, der vorher noch entfernt werden muss. Das erwartete Ersatzteil liegt noch immer in Quito im Zoll. (Anm.d.Red: und war eine Woche nach unserer Abfahrt auch noch nicht da!).
Wir sind froh den rolligen Ankerplatz zu verlassen. Aus der Bucht heraus mit dem Motor gegenan, um uns von der Küste frei zu halten, dann beginnt das Abenteuer. 3000 Seemeilen nur Wasser!
Ein Abenteuer ist diese Strecke auch heute noch. Man ist auf dieser gewaltigen Fläche auf sich allein gestellt. Sie liegt fernab aller Großschifffahrtsrouten. Wenn die wenigen Segler, die hier unterwegs sind, jeden morgen Kontakt über Kurzwelle halten, dient das mehr der Beruhigung der Gemüter. Hilfe kann, wenn überhaupt, nur sehr eingeschränkt erwartet werden.
Es ist schwierig sich die Länge der Passage vorzustellen. Die Distanz von den Galapagos zu den Marquesas ist ungefähr so weit wie von Lissabon nach Warschau und zurück!

Vom „stillen“ Ozean haben wir bisher noch nichts gemerkt. Eine gute Brise treibt uns von Anfang an zügig voran. Die mitlaufende Strömung unterstützt uns, sehr gute Etmale zu erreichen. Der seitliche Wellengang entspricht mit ca 2m der Windstärke und sorgt für ordentliche Schaukelei. Was nicht fest steht oder fest gebunden ist, fliegt durch die Gegend – im Cockpit, in der Küche oder im Salon. Wir merken keinen Unterschied zum Atlantik
Die Bordroutine stellt sich wie immer nach einiger Zeit ein. Pantry, Brotbacken, Körperpflege, Navigation, Routinekontrollgänge. Der Speiseplan wird regelmäßig mit frischem Fisch aufgebessert. An manchen Tagen beißen die Mahi Mahi oder die Bonitos so schnell, als hätten sie seit Wochen nichts anderes zu fressen gehabt.  In der restlichen Zeit wird gelesen, Musik gehört und mal ein Film auf DVD angeschaut, oder nur fehlender Schlaf aus der Nachtwache nachgeholt. Squalls, die regelmäßig mit Böenwalzen und Regengüssen über uns hinweg ziehen, sorgen für zusätzliche Beschäftigung. Ja, auch Langeweile macht sich von Zeit zu Zeit breit.

 

Nachtwache

Die Nachtwachen sind dagegen relativ entspannt. Nur der Wind, der Autopilot und die Segelstellung müssen beobachtet werden. Mit Schifffahrt rechnet hier keiner. Aber gerade deshalb wäre eine zufällige Annäherung  zweier Segler besonders kritisch, weil kaum jemand Positionslichter setzt um kostbaren Strom zu sparen.

Genug Zeit also den grandiosen Sternenhimmel immer wieder zu bewundern und neue Sternenbilder, die wir von zu Hause nicht kennen, ausfindig zu machen. Die Gedanken fliegen zu lassen – nach Hause zu den Kindern, Verwandten, Freunden. Zu anderen Booten. Wie mag es denen jetzt ergehen? z.B. der wesentlich kürzeren „Summerwine“ als Spielball in den Wellen, oder den kleinen Crewmitgliedern  Marvin  und Noa  (4 u. 3 Jahre) an Bord der schweizerischen „Chenoa“? Hält die in Galapagos notdürftig reparierte Verstrebung des Vorstags auf dem Kat „Ishani“. Wie halten es die beiden Frauen auf der „Tupenny“ ohne funktionierenden Autopiloten aus? Werden die sehr sympathischen Wiener Eva und Wolfgang die Schäden auf der „Sleipnir II“ in den Griff bekommen oder ist ihre Reise schon frühzeitig zu Ende?

 

Bergfest

Nach bereits 8 Tagen und 13 Stunden haben wir die Hälfte der Strecke erreicht. Das verspricht eine relativ schnelle Überfahrt. Die obligatorische Feier fällt aber nicht mehr so üppig aus wie die Äquatortaufe. Ein Tribut an die Gewöhnung!?

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