Wir laufen aus Flaggenparade
Auf See mit 6 Beaufort
Begleitung Happy Birthday
Meadow Notruder
Test: Fehlschlag labile Balance

ARC 2006

ARC: 11.-13. Tag

Der 5.12. ist für uns ein besonderer Tag. Gerade haben wir unsere Positionsmeldung durchgegeben, die leider bei worldcruising.com nicht richtig wiedergegeben wurde. In unserer Gruppe sind wir an Platz 2! Nur die schnelle First liegt vor uns, aber wir haben aufgeholt. Und die zweite Contest 48CS im Feld haben wir überholt.
Der Wind hat leicht zugenommen. wir sausen mit voller Besegelung gen Westen. Die Crew ist von unserem Ritt ganz begeistert. Die letzte große Welle von achtern hat uns recht stark versetzt. Wir reffen. Aber Y Not läßt sich einfach nicht mehr in den Wind drehen. Das Ruderrad dreht bis zum Anschlag, ohne Reaktion. Da das Übertragungsgestänge völlig in Ordnung ist, wird klar, es hat das Ruderblatt erwischt. die bis zu 4m hohen Wellen lassen einen Check-Tauchgang unter das Boot nicht zu. Wir wissen deshalb nicht, ob wir noch ein Ruder haben. Vermutlich hat es sich nur von der Achse gelöst. Wir treiben steuerlos im Atlantik! Was tun?

Die Stimmung der Crew ist gefaßt und zuversichtlich, das es allein schaffen. Als erstes setzen wir einen PAN PAN-Notruf an die Rettungsleitstelle in Falmouth und an die ARC ab. Die Nacht treiben wir quer in den Wellen Ein Gefühl wie in der Wäschetrommel. Man wird gewaltig nach rechts und links durchgeschleudert. Wir beraten die Situation und die Massnahmen, die wir am nächsten Morgen starten wollen. Eine kurze Überprüfung der Vorräte zeigt, dass wir ausreichend versorgt sind. Lediglich das Wasser, das in der Dusche verschwand, könnten wir jetzt gut gebrauchen.
Am nächsten Morgen erreichen uns bereits die ersten Anrufe über Funk von anderen Yachten, die per Mail von der ARC informiert wurden. Sie bieten uns ihre Hilfe an. "Iree" und "Om Shanti" bleiben in unserer Nähe, bis wir sicher sind, dass wir es mit eigenen Mitteln irgendwie schaffen werden nach St. Lucia zu segeln. Im Laufe des Tages kommt die Yacht "Meadow" von hinten auf. Die jungen Norweger waren bereit, uns von ihren Wasservorräten 120 Liter in 8 Liter Kanistern zu überlassen. Das Übergabemanöver benötigte mehr Zeit als gedacht, denn durch den starken Wellengang mußte zuerst eine lange Leine an einem Fender schwimmend von uns an Bord genommen werden. Dann wurden am anderen Ende die Kanister ins Wasser gelassen. Es benötigte unsere gesamte Anstrengung, die schweren Behälter an Bord zu ziehen.Die Ausbeute war nicht sehr groß. Viele waren durch die Strömung der noch vorhandenen Fahrt bereits abgerissen. Aber es hatte einen wichtigen Effekt auf die Moral der Y Not-Crew. und mit der sofort verfügten Beschränkung des Süßwasserverbrauchs würden wir über 22 Tage aushalten können. Ein besonderen Eindruck hinterlies das Ende des Seiles bei uns. Die Meadow-Crew hatte eine Flasche Champus, ein paar Video-DVDs und einen netten Brief rangehängt, um uns aufzumuntern. Ebenso herzlich war unser Dank über Funk. Mit den überlassenen Seilen werden wir in St. Lucia für das Wasser Rum zurückgeben, 10 Flaschen für 20 Container! Entsprechend war das Echo am UKW-Funk.

Bei halbem oder am Wind läßt sich Y Not nur mit der Segelstellung einigermaßen ohne Ruder steuern. Platt vor dem Wind mit viel Welle schlagen unsere ersten Versuche gleich fehl. Wir entschließen uns zum Bau eines Notruders aus Spinnakerbaum, und Teilen der Inneneinrichtung als Ruderblatt. Die Arbeit ist auf dem stark schwankenden Schiff besonders anstrengend, zumal alle jederzeit angeleint sein müssen. Wenn wir jetzt jemand über Bord geht, können wir ihm ohne Ruder nicht helfen.
Das Ruder ist fertig, aber beim Einsatz zeigen sich schnell die Grenzen. Die Lehrbuchmäßige Konstruktion versagt trotz Steuerseilen, die über die Winschen gefahren werden, bei den Kräften die der hohe Wellengang und das schwere Schiff erzeugen. Entgegen den Theorien der Autoren sind solche Konstruktionen wohl eher für den Einsatz im Ententeich gedacht.
Not macht erfinderisch. Wir besinnen uns auf die Tugenden der alten Seefahrer, die in solchen Fällen ihr Boot ausschliesslich mit den Segeln gesteuert haben. Nach der Methode "try and error" tasten wir uns langsam voran bis wir bei der Segelstellung ein labiles Gleichgewicht gefunden haben. Labil deswegen, weil es nach jeder größeren Welle einer neue Einstellung bedarf. Mit selbst gebautem Treibanker am Heck, der Stellung des Großbaumes , und der Fock erreichen wir über 5kn Fahrt. Die ausgebaumte Genua bildet das Gegengewicht und wird zum steuern ständig aus- und eingefahren. Diese Methode erfordert von der Wache ständige Aufmerksamkeit. Entsprechend müde ist die gesamte Mannschaft am Ende des Tages. Nachts fahren wir eine Variante, die sich in gewissen Grenzen selbst reguliert, dafür jedoch wesentlich langsamer. Wir brauchen aber die Ruhe für den nächsten Tag.
In solchen Situationen ist die Verpflegung an Bord besonders wichtig. Im Rahmen der Möglichkeiten wird deshalb bei jedem Seegang einfach aber vorzüglich gekocht.sextant