ARC: 8. - 10. Tag
Mit unserer Routenwahl lagen wir bisher goldrichtig. Der Windgott bleibt uns weiterhin hold. Bei bis zu 30Knoten achterlichem Wind reichen Großsegel und ausgebaumte Genua aus, um die 3,5m hohen Wellenkämme hinunter zu surfen. Die Logge hat irgendwann eine max. Gechwindigkeit von über 12 Knoten registriert. Natürlich ist das auch von der durchrauschenden Welle, aber als nächster Schritt bleibt nur reffen. Y Not ist keine leichte, flinke Seeschwalbe, eher eine Wildgans. Aber sie ist stabil und bei diesem Wind kann sie zeigen, was in ihr steckt. Auf den Schwachwindstrecken hat sie gegen die leichten Boote keine Chance. Bei voller Geschwindigkeit aber gilt: Länge läuft!
Im Gesamtklassement konnten wir bisher unseren Platz im vorderen Drittel sichern und den guten Zweiten in unserer Gruppe halten. Lediglich eine schnelle "First" liegt vor uns. Unerreichbar, wenn nicht etwas außergewöhnliches passiert. Ca. 100 Seemeilen vor uns wurde eines der Regattaschiffe entmastet. Offensichtllich hat der Skipper seine "Mustang" doch zu wild geritten. Y Not hat ein stärkeres Rigg, aber alles ist relativ. Und in erster Linie wollen wir ja heil ankommen.
Naturlich gibt es auch bei uns ein paar Blessuren, aber die halten sich in Grenzen. Jürgen hat sich einen gewaltiges Bluterguss im Bein zugezogen, der nur langsam abschwellt. Kurz vor dem Ablegen ist Jürgen noch beim auf den Steg springen ausgerutscht. Beinahe wäre er noch rückwärts zwischen die Boote gefallen.
An der Y Not sind es nur Kleinigkeiten. Ein durchgescheuerter Niederholer vom Spibaum, ein abgebrochener Griff an einer Winschkurbel, den die Großschot bei einer Patenthalse erwischt hat. Und ca. 250 Liter Trinkwasser, dass aus der geöffneten Duschbrause das Gästebad unbemerkt fluteten. Natürlich nachts! Erst als es in den Salon plätscherte und die Bilgepumpe automatisch startete wurde das Problem bemerkt. Kein Schaden, aber für die restliche Strecke müssen wir mit nur noch einem Drittel Tankinhalt auskommen!
Der Fall "Mustang" zeigt wieder einmall deutlich die Vorzüge der ARC. Innerhalb kurzer Zeit nach der Notmeldung wurde für den Havaristen Hilfe organisiert. ARC-Teilnehmer versorgten ihn mit Werkzeug um die Reste des Mastes abtrennen und ein Notrigg aufbauen zu können sowie mit zusätzlichem Diesel um St. Lucia auf eigenem Kiel zu erreichen. Selbst ein kommerzieller Frachter wurde in die Hilfsorganisation einbezogen.
In den Hafenkneipen entlang der Routen zum ARC-Starthafen findet man viele Yachties, die die ARC wegen des Rummels ablehnen oder auch die zugegebenrmaßen hohen Startgebühren scheuen. Diese Meinung ist zu akzeptieren. Viele dieser Kritiker, für die ARC-Teilnehmer keine richtigen Blauwassersegler sind, scheuen sich aber nicht, zufällig zur gleichen Zeit zu starten um so als Trittbrettfahrer vom Sicherheitsaspekt und den Wetterinformationen zu profitieren. "On y soi ....."
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