gen Westen Heimwerker

Überfahrt

Die Überfahrt

1.9.–11.30h. Soeben haben wir Kephallinia in Richtung Messina verlassen. Nach der Zeit des kurzweiligen Insel-Hoppings stehen nun größere Schläge in Richtung Westen bevor. Etwas wehmütig nehmen wir Abschied von der griechischen Inselwelt.
Wir haben mit dem Ablegen bis heute gewartet, da noch in der Nacht ein starker Wind das ionische Meer aufgewühlt hat. Die alte bis zu 2,5m hohe Dünung trifft uns querab. Sie ist für Y Not nicht gefährlich, aber unangenehm. Mit gerefften Segeln geht’s zügig voran.  Nach langer Zeit steht uns wieder die erste Nachtfahrt bevor, immer wieder ein Erlebnis besonderer Art. Wir wechseln uns bei der Wache ab. Den Kurs hält Paul, der Autopilot.

Je näher wir der Strasse von Messina kommen umso mehr nimmt der Wind ab. Wir wollen durch den Schlund von Skylla und Charyptis, den beiden Ungeheuern in Homers Odyssee, möglichst mit der Gezeitenströmung fahren. D.h. wir müssen ein bestimmtes Zeitfenster einhalten, oder wir haben die Strömung gegen uns. Deshalb ist zwischenzeitlich Motoren angesagt.
Gegen Abend des zweiten Tages erreichen wir die südliche Einfahrt. Verdammt viel Verkehr hier. Da heißt es heute Nacht höllisch aufpassen. Die Lichter der Tanker, Containerschiffe und zwischendrin der Fischer sind vor der beidseitig hell erleuchteten Küstenlinie kaum auszumachen. Das Radar ist durch die vielen Reflektionen überfordert, jedes Objekt auf dem Wasserweg klar und eindeutig darzustellen. Vor uns kurvt mit nicht erkennbarem Ziel ein Boot kreuz und quer. Vermutlich so ein Auslegerboot für den Schwertfischfang. Aber,der sieht doch nachts gar nichts. Also kein Schwertfischer. Vielleicht ein Trawler? Aber wo zum Teufel ist sein rotes und weißes Toplicht? Plötzlich ändern die Positionslaternen wieder ihren Kurs. Idiot, denke ich noch, da geht auch schon der grelle  Scheinwerfer an und leuchtet zu uns herüber. In der Annahme, dass er uns zeigen will wo er sein Netz schleppt, drehe ich sofort ab, weg vom Netz. Mein Manöver veranlasst die Gegenseite aber nur jetzt direkt mit hoher Geschwindigkeit auf uns zu zu kommen. Im grellen Scheinwerferlicht begutachtet die italienische Küstenwache unser Boot, bis sie überzeugt ist, dass wir keine illegalen Einwanderer transportieren. Dann dreht sie ab. Und wir auch.

Entlang der Nordküste von Sizilien haben wir auch wieder Kontakt zum Mobilfunk-Netz. Wir nutzen die Gelegenheit für ein paar kleine Anrufe und um einen Freund daheim zu bitten, ein Flugticket von Malaga nach Deutschland zu besorgen, wo die Pflicht ruft. Normalerweise erledigen wir das im Internet, aber für den gewünschten Flug war kein E-Ticket erhältlich. und eine Adresse, zu der das Papierticket versendet werden kann, haben wir z.Zt. nicht. Eigentlich unnötig zu sagen, dass die Bitte prompt erledigt wurde. Man muss eben Freunde haben. Danke Hans!

Vor Milazzo, dem Hafen, den wir eigentlich für einen Zwischenstopp anlaufen wollten, entscheiden wir, bis in die Bucht von Calgiari/Sardinien weiter zu segeln. Wir sind gerade dabei uns an den Tag/Nacht-Rhythmus zu gewöhnen. Die gleiche Entscheidung fällt dann zwei Tage darauf vor der sardischen Küste. Wasser und Lebensmittel sind ausreichend an Bord um nach Mallorca durchzufahren. Und der Diesel wird auch noch reichen.
Bei leichtem Wind von Achtern zuckeln wir mit dem Blister gen Westen.

Für uns ist es eine neue Erfahrung mit streckenweise unter 2 Knoten, das ist langsamer als ein Fußgänger, mehr zu treiben als zu segeln. Wir, von der Leistungsgesellschaft geprägte Menschen, sind es nicht mehr gewohnt langsam zu reisen.  Bei den kurzen Entfernungen zwischen den Inseln der Ägäis hätten wir einfach den Motor eingesetzt. Wäre der Tank noch voll, wahrscheinlich hätten wir es auch auf dieser Strecke getan. Aber es geht nicht!!! So haben wir viel Gelegenheit nachzudenken, und uns von Vollmond und Sternen in die Unendlichkeit des Alls ziehen zu lassen.

Am Morgen des achten Tages auf See und 999sm (kein Scherz) im Kielwasser machen wir im Hafen von Cala Nova/Palma fest und geniessen ausgiebig die warme Dusche und ein opulentes Frühstück.

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